Berichte aus dem Kita-Alltag

Über Kinderfreundschaften

„Ach, das ist ja nur eine Kinderfreundschaft“!

Oft genug kann man Sätze wie diese hören, wenn Kinder sich anfreunden, streiten, schön spielen oder sich wieder aus den Augen verlieren. „Nur“ eine Kinderfreundschaft. Stimmt das wirklich? Wer sich an seine Kindheit erinnern kann, wird das wohl anders sehen. Denn dann wird man sich auch an die Abgründe erinnern, in die einen eine Kinderfreundschaft gestürzt haben mag oder an das überbordende Gefühl grenzenloser Freude, wenn der ersehnte Freund zu einem gesagt hat: „Ja, ich will mit dir spielen“!…

Es war vor langer, langer Zeit. Ich war etwa 3 Jahre alt. Die Sonne schien. Alle Kinder waren draußen auf der Straße und spielten. Meine beste Freundin, die Gabi, war auch dabei. Und Olaf! Olaf, mit dem wir sonst gar nichts zu tun hatten. Alleine schon, weil er ein Junge war. Und Jungen sind sowieso anders.

Wir gingen zu dritt den Plattenweg über die Wiese zum Haus entlang. Und da sagte Gabi auf einmal:“ So, ich bin jetzt nur noch die Freundin von Olaf!“

Mir zog es schlagartig den Boden unter den Füßen weg. Was?? Was hatte Gabi da gesagt?? Nur noch die Freundin von Olaf?? Und nie mehr die Freundin von mir??

Tiefster Hass, tiefste Verzweiflung kletterten meinen Körper hinauf. Ich war damals noch nicht in der Lage, zu fragen, warum, was ist passiert, können wir nicht zusammen spielen, habe ich etwas falsch gemacht, was ist los???? Da war nur dieser unbändige Hass auf Gabi. Diese Verräterin! Das schrie nach Rache!

Und so schob sich meine Hand langsam nach vorne, erreichte ihren nackten, sommerlichen Arm, und tat das Schlimmste, wozu sie fähig war: Sie petzte Gabi fest in den blassen Babyspeck!

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, Gabi brüllte los, meine Hand hinterließ eine ordentliche Quetschstelle und Gabi rief:“ Das sag ich!“

Ich bekam Angst, denn damals war man mit der Bestrafung von Kindern nicht zimperlich und Gabi wusste das. Aber: Ich bereute nichts! Hauptsache diese Schmach war nicht auf mir sitzen geblieben! Gabi klingelte am Haus, ich wurde wie erwartet hochzitiert und ziemlich streng bestraft. Kurz gesagt, es gab Prügel. So war das früher.

Eine viertel Stunde später: Ich saß mit verweintem Gesicht im Kinderzimmer, die Jalousie ließ streifiges Sonnenlicht auf den Teppich scheinen, an der Wohnungstüre klingelte es. Ich lauschte, und wer da kam – das war Gabi! Gabi, die fragte, ob die Susanne zu Hause sei und ob sie mit ihr spielen dürfe!

Eine selige Susanne stand auf, stolperte in den Flur zu Gabi und wir beide zogen ab und waren für den restlichen Nachmittag nicht mehr zu sehen. Dass Olaf doch irgendwie doof war, erfuhr ich und alles war wieder gut und wir spielten bis die Sonne unterging…

Dies sind meine persönlichen ersten Erinnerungen an die Freundschaft mit Kindern. Wie ist es mit Ihnen? Woran können Sie sich noch erinnern? Wie war das früher mit den ersten Freundschaften? Lassen Sie einmal ihre Gedanken ziehen….wie hießen sie noch gleich, die ersten Freunde….

Meine Momentaufnahme gilt natürlich nur für mich. Jede Erfahrung, die ein Mensch macht, unterscheidet sich von den anderen. Vielleicht haben Sie ja noch eine Sandkastenfreundschaft? Vielleicht können Sie sich an niemanden mehr so richtig erinnern? Diese Gabi jedenfalls – ich kenne sie heute nicht mehr. Aber dabei war sie doch der Sonnenstern meines Universums!

Immer, wenn ich an diese Geschichte denken muss, als die erste intensive Erinnerung meines Lebens an eine Freundschaft, spüre ich vor allen Dingen eines: nämlich, die Absolutheit, die besondere Wichtigkeit dieser einen, ersten Freundschaft mit Gabi. Das war kein Kinderspiel, sondern bitterer Ernst.

Immer wieder lese ich in pädagogischen Ratgebern: Kinderfreundschaften sind noch nicht so intensiv, haben noch nicht eine so große Bedeutung, sind noch wechselhaft und störanfällig und ohne einen festen Boden: Ich vergleiche diese Sätze dann immer mit meinen eigenen Erfahrungen. Und dann denke ich an die Intensität dieser Gefühle. An die Fragen z. B., wer lädt wen zu seinem Geburtstag ein? Wer sitzt neben wem in der Schule? Wer darf mit wem den Schulweg (oder damals auch schon den Kindergartenweg) laufen? Und – wen will man nicht dabei haben?

Wenn es Ihnen gelingt, sich ein bisschen in Kindheitserinnerungen treiben zu lassen, dann werden Sie selbst es vielleicht auch merken: Nein, diese frühen Freundschaften waren keine belanglose Jux und Dollerei.

Und sie hatten ihre eigenen Gesetze. Immer, wenn ich an meine eigene Geschichte denke, dreht sich mir wieder der Magen um, denn aus meiner heutigen Sicht denke ich natürlich: Was war denn diese Gabi für eine doofe Zicke! Aus heutiger Sicht hätte ich bestimmt nie mehr ein Wort mit ihr gesprochen. Nicht aber so damals! Da waren die moralischen Begriffe nicht von Bedeutung. Da hatte mir Gabi etwas gegeben, was ich sonst bei niemandem finden konnte. Ein gutes Spiel vielleicht, eine andere Lebensweise, neue Ideen, auf die ich nie gekommen wäre uvm.

An die Dauer dieser Freundschaft kann ich mich nicht mehr erinnern, denn wir sind dann bald weggezogen und ich habe sie nie wieder gesehen, was nicht weiter schlimm war, denn diese Freundschaft ist ja längst von vielen anderen überlagert. Und wahrscheinlich auch von zuverlässigeren. Inwieweit die elterliche Einmischung hilfreich war, sei sowieso dahingestellt. Mein Wunsch, wieder mit Gabi spielen zu können hat sie sicher nicht unterstützt. Das kam ganz von selbst.

Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass Kinderfreundschaft ein prinzipiell autonomes Geschehen ist. Da haben Eltern eigentlich nichts drin zu suchen. Es nützt ja auch nichts, wenn sie sich wünschen, dass bestimmte Kinder zusammen spielen sollen, andere aber lieber nicht. Man könnte sich am ehesten noch eine Art Beraterrolle denken, die das Kind bei Problemen unterstützt. Vielleicht hätte in meiner Situation ein ruhiges Gespräch zum Beispiel mehr genützt. Das was Kinder letztlich zueinander hinzieht, ist die gemeinsame Chemie, die jedem einen individuellen Nutzen bringt.

Was z. B. habe ich aus der Geschichte mit Gabi gelernt? Ganz bestimmt, mir meinen Stolz zu bewahren, aber auch, nicht kleinlich zu sein. Eine innere Stärke zu haben, die Widrigkeiten standhält und in der Lage zu sein, den Wert von Freundschaft zu erkennen. Und vielleicht auch die richtigen von falschen Freunden zu unterscheiden. Von allem, was ich mit Gabi vielleicht gespielt habe, habe ich heute nur noch diese Szene in Erinnerung. Aber diese begleitet mich durch mein ganzes Leben.

Besuch im Haus Barbara

Unser Kindergarten und das Altenpflegeheim „Kursana“ haben gemeinsam ein neues Projekt ins Leben gerufen, bei dem Kinder und Senioren Zeit miteinander verbringen.

Hierfür entschied das Losverfahren. Jeweils zwei Kinder aus jeder Gruppe wurden ausgewählt.

Bereits im Frühjahr 2012 „wanderte“ eine Gruppe von Kindern ans andere Ende der Stadt. Es wurden gemeinsam Ostereier bemalt – Klein half Groß und umgekehrt. So entstanden wunderschöne Eier, über die sich nicht nur die Kinder freuten. Zum Abschluss des Vormittags sangen unsere Kinder Osterlieder, worüber die Kursana- Bewohner sehr begeistert waren.

Ein Highlight für die Kinder war der Eintrag ins Kursana – Gästebuch, den die Kleinen stolz und kreativ gestalteten.

Beim zweiten Treffen im Oktober besuchten fünf Bewohnerinnen von Kursana die Kita. Ein Kleinbus brachte die Seniorinnen zu uns. Die Turnhalle wurde schon früh morgens umgestaltet, Biertische und Stühle aufgestellt und die Kinder waren schon etwas aufgeregt. Beim Basteln von Tischlaternen ging die Zeit viel zu schnell vorbei.

Die Seniorinnen erzählten aus ihren Kindertagen und die Kinder machten große Augen, als sie hörten, dass es „damals“ noch keinen Kindergarten gab und jeder auf der Straße spielen durfte. Auch das hohe Alter erstaunte die Kinder, denn die Frauen waren zwischen 88 und 92 Jahren.

Zum Abschluss leuchteten die selbstgebastelten Lichter auf den Tischen und wir sangen gemeinsam Laternenlieder. Bevor unser Besuch ging, zeigten die Kinder stolz unseren Kindergarten.

„Bitte besucht uns doch dieses Jahr noch einmal zum Singen“, bat dann „Oma Frieda“, „das ist doch so schön mit euch!“.

Gerne kommen wir diesem Wunsch nach und werden im Advent unseren „Wanderweg“ nochmals antreten, um den Bewohnern (und uns!) eine große Freude zu bereiten.

Dieses Projekt wird auch im nächsten Jahr stattfinden, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sowohl für die Kinder als auch für die Senioren eine schöne und wichtige Zeit ist, die wir gemeinsam verbringen!

Besuch bei der Feuerwehr

Jedes Jahr kommt Frau Annette Stoll von der Feuerwehr in die Kita, um den „Schulkindern“ das Thema Brandschutz näher zu bringen. Danach dürfen alle Kinder die Griesheimer Feuerwehr besuchen und sich dort umschauen.

Am Mittwoch, 29.Februar war es für die erste Gruppe soweit. Mit 16 Kindern liefen wir die Goethestraße entlang zur Feuerwehrstation. Da wir etwas früher dort waren, machten wir gleich ein Gruppenbild vor dem Einsatzwagen, der auf dem Hof stand. Herr Hentzler öffnete uns und wir konnten im Gastraum Platz nehmen. Kurz danach kam auch schon Frau Stoll und begrüßte unsere Gruppe. Einige Kinder hatten schon Fragen parat: „Können wir die Rutschstange sehen?“, „Musst du dann gleich zum Einsatz?“, „Warst du schon mal am Frankfurter Flughafen bei einem Brand?“ Sie beantwortete alle Fragen. „Wir haben in Griesheim keine Rutschstange, wenn mein Einsatzgerät piepst, dann muss ich weg und ihr bleibt noch zum Frühstück sitzen, am Frankfurter Flughafen üben wir manchmal!“

„Nun will ich euch aber unser Feuerwehrhaus zeigen“ sagte sie und los ging`s. In der großen Halle standen die Einsatzfahrzeuge. „Alle haben das Griesheimer Wappen und einer auch das aus Pfungstadt. Diese Auto teilen wir uns“, erklärte sie. Schläuche, die bis zu 230 m lang sind waren ordentlich aufgerollt im Auto zu sehen. Dann liefen wir zu einer großen Rinne. „Ist das eine Badewanne?“, fragte uns Frau Stoll. „Wer wird hier wohl gebadet?“ „Die Schläuche, wenn sie vom Einsatz schwarz verdreckt zurück kommen“, war die Antwort. Die Schläuche laufen durch eine Art Waschmaschine und werden im Turm zum Trocknen auf gehangen.

Wir konnten 20 m in die Höhe blicken und entdeckten auch kürzere Schläuche.

Interessant waren die Feuerpatschen, die an der Wand hingen. Siebschaufeln, die daneben postiert waren, werden zum Trennen von Öl und Wasser benutzt.

Annette Stoll zeigte uns, wie ein Schlauch bei einem Einsatz ausgeworfen wird, fast wie beim Kegeln. Die Kinder liefen nun die Länge des Schlauches ab. Zwischen 23 und 56 zählten die Kinder ihre kleinen Schritte. Nun durften sie beim Aufrollen des Schlauches mithelfen, denn dieser muss ganz platt aufgerollt sein.

Jetzt war Hände waschen und frühstücken angesagt.

Ein großer Schaukasten zeigte uns, was es früher für Ausrüstungsgegenstände gab, aber auch einiges aus Einsätzen konnten wir entdecken: ein verbranntes Bügeleisen, verschmorte Teile eines Sicherungskastens. Ein Helm faszinierte die Kinder, denn der ist von einem verstorbenen Feuerwehrmann hier als Andenken aufbewahrt.

In der großen Halle betrachteten wir uns jetzt die Feuerwehrautos näher. Große Räder, die so groß wie unsere Kinder waren, Kabel um Strom und Funksprechgeräte anzuschließen, ein Rettungskorb, vieles war für uns sehr interessant. „Man kann die Menschen retten, wenn man im Korb ist“, wusste ein Kind gleich zu sagen.

„Wir gehen jetzt zum Auto Nr. 44. Wer weiß wo das steht?“ rief Frau Stoll. Hier durften immer 6 Kinder in das Auto einsteigen, Probe sitzen und rückwärts wieder aussteigen. „Das machen die Feuerwehrleute auch so“, erklärte Frau Stoll. Hinter einigen Sitzen waren schon Atemschutzgeräte parat, die beim Einsatz während der Fahrt gleich angelegt werden. „Wer von euch hat denn Lust mal zur Feuerwehr zu gehen?“ Einige Finger gingen ganz schnell in die Höhe. Nun konnten die Kinder ein Atemschutzgerät, das 11 kg wiegt, anprobieren, jedoch immer mit Hilfe von Frau Stoll. Wir bekamen noch verschiedene Werkzeuge, Spritzrohr und Lüfter erklärt.

Das Spannendste jedoch kam zum Schluss. Frau Stoll zeigte ihre Einsatzkleidung. Der Garderobenschrank Nr. 51 gehört ihr. Der Name steht vorne auf dem Spind. Der Feuerwehrhelm liegt oben auf dem Spind. Die Hose ist schon auf den Schuhen aufgesetzt, so dass im Ernstfall beides schnell angezogen werden kann. Die Schuhe haben Stahlkappen. Auf der Jacke ist eine Aufschrift auf der Rückseite. „Könnt ihr lesen was drauf steht?“ fragt uns Frau Stoll. „Dein Name“, „Freiwillige Feuerwehr“ waren zwei der Antworten der Kinder. „Nein, hier steht Feuerwehr Griesheim“ erklärte sie uns. „Auf der Jacke steht vorne mein Name“, erzählte sie weiter, während sie den Gürtel zumachte. Nun noch der Helm auf den Kopf. Die Kinder wollten aber unbedingt die Sauerstoffmaske sehen. Also stülpte sich Frau Stoll eine Sturmhaube über ihre Haare. Darunter konnte sie ihre langen Haare gut zusammenhalten. Nun setzte sie die Maske auf, darüber den Helm. An die Hände kamen noch feuerfeste Handschuhe. Fertig war die Einsatzfrau.. Sehr beeindruckt betrachteten sie die Kinder. Natürlich durften auch die „Schulkinder“ alle mal in die Jacke schlüpfen und den Helm aufsetzen.

Schade, dass die Zeit so schnell vorbei ging. Wir bedankten und verabschiedeten uns von Frau Stoll. Es gab viel zu erzählen auf dem Rückweg zum Kindergarten. Ein interessanter Vormittag war leider zu schnell vorbei.